Die Ergebnisse einer 2024 erschienen wissenschaftlichen Studie, die auch über Socialmedia, Presse und Printmedien breiten Kreisen zugänglich gemacht wurde, sorgte für Beunruhigung. Ihr Titel:

Nahrungsaufnahmephase nach Fasten fördert die Regeneration und Tumorbildung durch Stammzellen im Darm.

Links:

www.nature.com/articles/s41586-024-07840-z

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9882602

Wir haben die Studie ausgewertet:

  1. Was genau wurde gemacht (Experiment)?
  2. Was genau hat man beobachtet?
  3. Was genau wollte man herausfinden?
  4. Interpretation der Beobachtungen: Welche Schlüsse kann man daraus ableiten und welche nicht?
  5. Was bedeutet das für die Fastenbegleiterpraxis? Welche Empfehlungen können wir diesbezüglich weitergeben?

Überraschendes Ergebnis!!!

Bislang dachte man, dass die Regeneration der Zellen während des Fastens geschieht, doch jetzt sehen wir: Sie geschieht erst nach der Fastenphase, und zwar mit Beginn der Nahrungsaufnahme. Vielmehr ist es so, dass Zellreinigung während des Fastens stattfindet, aber die eigentliche Schleimhautregeneration, die von Darmstammzellen ausgeht, während des Fastens tatsächlich unterdrückt wird.

Nun zur zweiten Komponente dieser Studie: Bei allen Mäusen war ein krebsunterdrückendes Gen per Medikament unterdrückt und in der Wiederfütterungsgruppe – und nur da – kam es zu gehäuften Mutationen in den Stammzellen mit Polypenbildung (Krebsvorstufen) in der Schleimhaut.

Detail: Man sah, dass die Fähigkeit der Stammzellen, sich zu teilen und zu vermehren, während den ersten 24 h der Nahrungsaufnahmephase im Vergleich am höchsten war. Diese Zellen teilten sich schneller als Darmstammzellen von Mäusen, die überhaupt nicht gefastet hatten (Kontrollgruppe)

Omer Yilmaz, außerordentlicher Professor für Biologie am MIT und leitender Autor der Studie, argumentiert sachlich und relativiert:

  1. Natürlich sind Darmstammzellen aufgrund ihrer kräftigen Teilungsrate immer anfälliger für krebserregendere Mutationen
  2. die Ergebnisse einer Nagetierstudie können nicht immer 1 zu 1 auf den Menschen übertragen werden
  3. Die Untersuchungen wurden mit Mäusen mit sehr gut definierten Krebsmutationen durchgeführt. Im Menschen wird es ein viel komplexerer Zustand.
  4. Aber die Studie führt uns zu der folgenden Vorstellung: Fasten ist sehr gesund, aber wenn Sie Pech haben und nach einem Fasten einem Mutagen ausgesetzt werden, wie ein verkohltes Steak oder so, könnten Sie tatsächlich Ihre Chancen erhöhen, eine Läsion zu entwickeln, die weitergehen kann, um Krebs zu verursachen.
  5. Somit unterstreicht die Studie die Ambivalenz diätetischer Interventionen und betont die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung diätbasierter Strategien zur Geweberegeneration, um ein erhöhtes Krebsrisiko zu vermeiden. Es ist mehr Forschung erforderlich, um zu verstehen, wie sich unterschiedliche Fastenpläne und Essensinhalte auf das Krebsrisiko auswirken.

Was bedeutet das für die Fastenpraxis? Welche Empfehlungen können wir weitergeben?

Hiermit bekommt die Kostaufbauphase neues Gewicht und neue Schwerpunktsetzungen:

  1. Individualisierte Pläne (z.B. für Obstipation, frühere Krebserkrankungen usw.
  2. Lebensmittelauswahl mit möglichst wenig mutagenen Komponenten
  3. optimierter Darmschleimhautschutz in den ersten Aufbautagen = Ballaststoffzufuhr optimieren, Nahrungskomponente Beeren (z.B. Aronia) als Stammzellschutz usw.