Was können Stuhltests?

Kommerzielle (Darm-)Mikrobiomtests: Hype und Realität

In den letzten Jahren sind kommerzielle Mikrobiomtests, insbesondere solche, die sich auf die Darmbakterien konzentrieren, immer beliebter geworden. Die Versprechen sind vielversprechend: Eine personalisierte Ernährung, eine bessere Gesundheit und die Möglichkeit, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Doch wie verlässlich und aussagefähig sind die Ergebnisse von solchen Stuhltests?

Was sind Mikrobiomtests?

Mikrobiomtests analysieren die Zusammensetzung der Mikroorganismen, die in unserem Darm leben. Zwei verschiedene Analysemethoden können aktuell verwendet werden: DNA-Sequenzierungsverfahren oder die klassische Stuhlkultur mit Anzucht der Bakterien. Ein Stuhlbefund kann noch eine Vielzahl anderer Informationen über den Gesundheitszustand des Verdauungssystems lieferen, bspw. über Entzündungsprozesse, Maldigestionsprobleme wie Bauchspeichelsaftmangel, usw. Diese sind jedoch nicht das Thema dieses Beitrags.

Was versprechen die Anbieter?

Die Anbieter versprechen, anhand der Mikrobiom-Testergebnisse individuelle Empfehlungen für Ernährung, Nahrungsergänzungsmittel oder sogar Medikamente geben zu können. Sie behaupten, dass ein Ungleichgewicht der Darmbakterien zu verschiedenen Erkrankungen führen kann und dass eine gezielte Veränderung der Darmflora diese Krankheiten heilen oder verhindern kann.

Was ist davon zu halten?

Die Forschung zum Mikrobiom ist noch in den Anfängen. Zwar ist unbestritten, dass die Zusammensetzung der Darmbakterien einen Einfluss auf unsere Gesundheit hat, und im Praxisalltag sind Stuhltests nicht mehr wegzudenken, jedoch sind viele Zusammenhänge noch nicht vollständig verstanden.

Was ist realistisch zu erwarten?

  • Kein Mehrwert mit kommerziellen DNA-Stuhltests. Diese können die Vielfalt und das Verhältnis verschiedener Bakterienarten bestimmen. Jedoch gibt es z.Z. noch keine einfache Formel, die eine gesunde Darmflora definiert. Die Zusammensetzung variiert von Mensch zu Mensch, kann sich im Laufe des Lebens verändern, und vor allem kann man noch keine kausalen Zusammenhänge zwischen der Zusammensetzung der Darmflora und bestimmten Krankheiten herstellen. Entsprechende Aussagen in solchen DNA-Laborbefunden sind noch Spekulation, allein schon deshalb, weil die Frage Kausalität oder Korrelation noch nicht beantwortet werden kann.
  • Klassische Stuhlkulturen haben beschränkte Aussagekraft: Diese Darmfloraanalsen konnen nur grobe Anhaltspunkte für die Zusammensetzung auf Gattungsebene liefern. Hilfreich sind aber Informationen über das Gleichgewicht zwischen Säuerungsflora und Fäulnisflora, den Ph-Wert, Vorhandensein von pathogenen Keimen wie Clostridien difficile, Pilze usw.
  • Individuelle Beratung: Die Ergebnisse eines Mikrobiomtests sollten immer im Zusammenhang mit anderen Faktoren wie der individuellen Krankengeschichte und dem Lebensstil betrachtet werden. Eine individuelle Auswertung und Beratung durch erfahrenes Fachpersonal ist unerlässlich.

Was funktioniert nicht?

  • Überzogene Versprechen: Viele Anbieter übertreiben die Aussagekraft ihrer Tests und versprechen mehr, als sie halten können. Unerfahrene „Darmexperten“ gehen oftmals zu unkritisch mit den computergenerierten Befunderklärungen der jeweiligen Anbieter um.
  • Fehlende Regulierung: Die kommerzielle Mikrobiom-Testbranche ist nicht reguliert, was zu einer großen Vielfalt an Testverfahren und Interpretationen führt.
  • Teuer: Die Kosten für einen DNA-Mikrobiomtest sind oft hoch, und der Nutzen für die betreffende Person ist oft nicht eindeutig.

Fazit

Während das Mikrobiom zweifellos ein faszinierendes Forschungsfeld ist, sollte man bei der Verwendung kommerzieller Mikrobiomtests vorsichtig sein. Die Versprechen, die oft gemacht werden, sind oft überzogen. Ein solcher Test kann nicht als alleinige Grundlage für weitreichende Entscheidungen über die eigene Gesundheit dienen. Lassen Sie die Ergebnisse von qualifizierten Fachleuten interpretieren.

Die Forschung auf dem Gebiet des Mikrobioms entwickelt sich rasant. In Zukunft werden wir sicherlich genauere und aussagekräftigere Tests zur Verfügung haben. Bis dahin sollten wir die aktuell zur Verfügung stehenden Testverfahren verantwortungsvoll nutzen und deren Begrenzheit anerkennen.